Weltbeste Bildung für jeden

Frühkindliche Bildung

Für uns Freie Demokraten beginnt Bildung im Kindergarten. Gerade in den ersten Lebensjahren werden die grundlegenden Entwicklungen angestoßen, in keiner Lebensphase ist die Aufnahmefähigkeit so hoch wie in den ersten Lebensjahren. Hier werden die Grundlagen gelegt für Entdeckerfreude, Kreativität und auch soziales Miteinander. In den Thüringer Kindergärten warten Kinder nicht darauf, dass die Eltern mit der Arbeit fertig sind. Sie lernen miteinander und voneinander und entwickeln ihre sprachlichen, musischen, motorischen, künstlerischen, naturwissenschaftlichen, gesellschaftswissenschaftlichen und medienpädagogischen Potenzialen.

Wir wollen künftig Investitionen vorrangig in die Verbesserung des Personalschlüssels tätigen. Kleinere Gruppen steigern nicht nur die Bildungschancen unserer Kinder, sondern verbessern auch die Arbeitsbedingungen des Personals und steigern die Attraktivität des Erzieherberufs. Wenn die Qualität in den Kindergärten flächendeckend sichergestellt und die Öffnungszeiten dem Betreuungsanspruch der Familien gerecht werden sind wir offen und bereit eine Ausweitung der beitragsfreien Kinderbetreuung zu ermöglichen.

Wir wollen in die Ausbildung und die systematische Weiterqualifikation der Fachkräfte im Kindergarten investieren. Den angestoßenen Systemwechsel von der schulischen hin zur Praxisorientierten, dualen Erzieherausbildung wollen wir weiterführen.
Multiprofessionalität stärken. Auch im frühkindlichen Bereich erachten wir die Etablierung multiprofessioneller Teams als notwendig, um den veränderten Anforderungen in der frühkindlichen Bildung Rechnung zu tragen. Je fachlich diverser das Team in den Kindergärten aufgestellt ist, desto besser kann den Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes entsprochen werden. Wir wollen deshalb den Fachkräftebegriff im Kindergartengesetz erweitern und so beispielsweise auch den Einsatz von Fachkräften der Kinderkrankenpflege im Kindergarten ermöglichen.

Für eine erfolgreiche Schullaufbahn bedarf es einer frühzeitigen Sprachförderung, die am besten im Kindergarten beginnt. Wir wollen das Programm “Sprachkitas” nach Auslaufen des zweiten Projektzeitraums in die reguläre Kitafinanzierung überführen und mit Fokus auf die sprachliche Integration neu konzeptionieren. Durch verpflichtende Sprachangebote wollen wir sicherstellen, dass die Kinder mit ausreichenden Deutschkenntnissen in die Grundschulen kommen.

Wir Freien Demokraten wollen, dass in Kindergärten immer auch Platz für Talentförderung ist. Wir wollen externe Bildungspartner enger in Kindergärten einbinden, damit Kinder frühzeitig an Sport, Natur, Kunst, Musik und Technik herangeführt werden. Die freiwillige Teilnahme an Vorschulprogrammen möchten wir unterstützen.

Wir Freien Demokraten setzen uns dafür ein, dass Kinder mit und ohne Behinderungen im Kindergarten gemeinsam betreut werden. Um den jeweiligen Anforderungen der Kinder gerecht zu werden, braucht es entsprechend qualifiziertes Personal und angemessene sächliche Ausstattung.

Um frühkindliche Bildung nachhaltig flächendeckend gewährleisten zu können, bedarf es einer bedarfsdeckenden modernen Infrastruktur. Jede noch so gut gemeinte Bildungsoffensive scheitert langfristig ohne ausreichende räumliche Ressourcen. Eine bunte Konzept- und Trägervielfalt mit zeitgemäßen Einrichtungen ist für die Attraktivität der frühkindlichen Bildung von immenser Bedeutung. Neben den Kindergärten wollen wir die Kindertagespflege erhalten und fördern.

Bildungseinrichtungen sind Teil kommunaler Strukturen.  Daher wollen wir die Zusammenarbeit zwischen allen in der Kommune verankerten Bildungsakteuren auch in der frühkindlichen Bildung stärken. Wir wollen das Konzept der Thüringer Eltern-Kind-Zentren durch einen Abbau des bürokratischen Aufwands wieder attraktiver für die Thüringer Kindergeräten machen. So können vielfältige gemeinschaftliche Angebote in der Kita angeboten werden, z.B. im Bereich der Familiensprachkurse.

Die derzeitige Kitafinanzierung ist kompliziert zwischen Land und Kommunen aufgeteilt. Der Bund unterstützt im Rahmen von zeitlich begrenzten Programmen. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Programme weitergeführt werden und so bundesweit einheitliche Qualitätsstandards gesetzt und weiterentwickelt werden können. Auf Landesebene wollen wir die Strukturen der Kindergartenfinanzierung nachhaltiger aufstellen und den administrativen Aufwand für die Träger deutlich reduzieren.  Wir wollen die Anzahl, nicht die Höhe der Pauschalen reduzieren und die Berechnungsverfahren transparenter gestalten und vereinfachen. Dafür wollen wir alle Pauschalen und Erstattungen an die Kommunen für die Finanzierung der Kindergärten bündeln und in eine transparente Grundfinanzierung überführen.

Mehr Eigenverantwortung für Schulen

Trotz des gesetzlichen Bekenntnisses zur schulischen Eigenverantwortung ist diese im alltäglichen Handeln von Schulen und in der Zusammenarbeit mit den Schulämtern kaum zu spüren. Wir Freien Demokraten wollen echte Eigenverantwortung statt Kompetenzchaos in den Thüringer Schulen. Dazu gehört, dass Entscheidungen, die auf Ebene der Schulleitungen getroffen werden müssen, auch dort getroffen werden können. Schulen brauchen freie Budgets, die sie im Rahmen ihrer Schulkonzepte verwenden und unbürokratisch abrechnen können. Schulen brauchen ein größeres Mitspracherecht der Schulleitungen bei der Einstellung von Lehrkräften und der Einbindung anderen Personals. Schulen brauchen Rechtssicherheit für Kooperationen mit der Wirtschaft, Hochschulen und Vereinen. Statt in die Schulen hineinzuregieren, soll das Land soll sich stärker in der Qualitätssicherung, beim Fortbildungsangebot, in der Lehrerausbildung und beratend in Schulentwicklungsfragen einbringen.

Wir wollen die Möglichkeiten des Schulversuchs erheblich erweitern. Schulen sollen auf Basis einer Kooperationsvereinbarung mit der Schulaufsichtsbehörde in die Lage versetzt werden, abweichend von bestehenden allgemeinen Rechtsvorschriften eigenverantwortlich über Sachmittel, Stellenbewirtschaftung, Personalverwaltung und Unterrichtsorganisation zu entscheiden, sofern die Standards für den Erwerb der Abschlüsse gesichert werden können.

Derzeit wird das Schulbudget von 30 Euro pro Schüler pro Jahr für außerunterrichtliche Angebote von vielen Schulen aufgrund des bürokratischen Aufwands kaum genutzt. Wir fordern, dass das bestehende Schulbudget künftig vollständig an die Schulen ausgezahlt und vor Ort im Rahmen des Schulkontos bewirtschaftet wird. Zuzüglich zu Ausgaben für außercurriculare Aktivitäten wollen wir Schulen, die Kooperationsvereinbarungen mit der Schulaufsichtsbehörde schließen, freie Personalmittel zur Verfügung stellen, die insbesondere für Unterstützungspersonal und Aufsichtspersonen verausgabt werden können. Alle Schulen sollen über ein Budget für Sachkosten die Möglichkeit erhalten, Aufgaben des Trägers im eigenen Schulaufwand abzudecken. So lassen sich die negativen Auswirkungen der geteilten Zuständigkeiten zwischen Land, Träger und Schule im Bereich der Schulausstattung reduzieren.

Im Zuge der Neuverteilung der Aufgaben in eigenverantwortlichen Schulstrukturen kann Personal aus den Schulämtern auch an Schulen abgeordnet werden, um Aufgaben jenseits der Schulaufsicht vor Ort zu leisten, z.B. als kaufmännische Schulleitung oder als zusätzliches Verwaltungspersonal.

Die Freien Demokraten streben eine Reform der Schulämter nach Vorbild der bestehenden Reform der Studienseminare an. An die Stelle von fünf Schulämtern sollen eine Zentral- und mehrere Regionalstellen treten. So entsteht mehr Einheitlichkeit in der Umsetzung von Vorgaben. Die Arbeitsabläufe sollen insbesondere mit Blick auf den demografischen Wandel effizient umorganisiert werden.

Wir wollen ein Verwaltungsmoratorium für Thüringens Schulen. Jede unterrichtsferne Berichts- und Dokumentationspflicht, die Schulen derzeit hemmt, muss auf den Prüfstand gestellt werden. Wir wollen deshalb einen Großteil der Verwaltungsvorschriften auf Schulebene für ein Schuljahr aussetzen, um danach gemeinsam mit den Schulen nur tatsächlich notwendige Vorgänge wieder aufzubauen.

Ob Bildungsausflüge zu Gedenkstätten und Bildungseinrichtungen oder die Durchführung von Vorträgen in den Schulen durch Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft oder die Jungoffiziere der Bundeswehr: Nicht nur in, sondern auch rund um die Schule gibt es Akteure, die sich an der Bildungsentwicklung beteiligen wollen. Das Förderchaos rund um das Corona-Aufholprogramm hat gezeigt, dass potentielle Kooperationen aber zu häufig an bürokratischen Hürden scheitern. Wir wollen zukünftig dafür sorgen, dass mehr Interaktion zwischen Schule und externen Anbietern von Bildungsangeboten möglich ist. Das sorgt nicht nur für interessanten Unterricht, sondern kann auch bei angespannter Personaldecke für Entlastung sorgen. Über eine transparente digitale Plattform soll insbesondere im ländlichen Raum eine bessere Vernetzung zwischen Schulen und Bildungsakteuren sichergestellt werden. Die Schulfördervereine sehen wir in dieser Zusammenarbeit als Partner und Ermöglicher von Projekten verschiedener Art, deren Arbeit nicht an der Schulverwaltung scheitern darf.

Vielfalt in der Thüringer Bildungslandschaft

Den aktuellen Herausforderungen des Bildungssystems muss mit tatsächlichen Lösungsvorschlägen begegnet werden. Statt Schulstandorte und einzelne Schularten in Frage zu stellen, wollen wir sicherstellen, dass an allen Schulen gleichermaßen die Talente und Chancen der jungen Menschen gefördert und angemessene Leistungen gefordert werden. Wir kennen die Bedeutung von Schulstandorten im ländlichen Raum.

Wir Freien Demokraten stehen für pragmatische Lösungen. Im ländlichen Raum favorisieren wir Campus-Schulstandorte, an denen mehrere Schularten zusammenkommen. Das schafft Handlungsspielraum an den Schulen und Vereinfachungen im Schülerverkehr. Wir sehen aber auch Potenzial in Filialmodellen, in denen kleinere Standorte zusammenarbeiten. Das erhält Gebäude und Standorte in kleineren Orten und reduziert Fahrwege für Schülerinnen und Schüler. Um die Menschen vor Ort in die Entscheidung zu Schulstandorten einzubeziehen, wollen wir eine Veröffentlichungsregelung für Schulnetzpläne schaffen, ähnlich wie es sie für Flächennutzungspläne bereits seit Jahren gibt.

Kleine Grundschulen haben nicht nur einen pädagogischen, sondern auch einen kulturellen und gesellschaftlichen Wert für die Gemeinden. Wir setzen uns für den Erhalt insbesondere kleiner Grundschulstandorte ein und wollen die Möglichkeiten des Aufbaus kommunaler Bildungslandschaften mit dem zugehörigen Kindergarten fördern.

Wir Freien Demokraten Thüringen wollen den Investitionsstau sowohl in den Thüringer Schulen als auch in den Schulsport-Einrichtungen konsequent weiter abbauen und die Modernisierung und digitale Vernetzung in den Klassenzimmern beschleunigen. Dafür wollen wir die Richtlinie zur Schulbauförderung aus den 90er Jahren überarbeiten und an die Anforderungen des modernen Bildungswesens anpassen. Wir wollen ein mehrjähriges Sonder-Investitionsprogramm für Thüringer Schulen in Höhe von 200 Millionen Euro aufsetzen und an die staatlichen Schulträger als zweckgebundenes Globalbudget ausreichen. Um möglichen Inflationsgefahren aktiv zu begegnen und den Schulträgern mehr Zeit bei der Umsetzung und der Planung zu ermöglichen, soll das Sonder-Investitionsprogramm auf einen 4-jährigen Umsetzungszeitraum angelegt werden. Damit verbunden ist die Erwartung an die Schulträger und Kommunen vor Ort, ihr bisheriges Investitionsniveau in die Bildungseinrichtungen auch in Zukunft aufrechtzuerhalten oder es im Sinne einer gemeinsamen Kinder-Bildungsoffensive mit Eigenmitteln zu steigern. Gerade für die Sanierung von Berufsschulen sollen die Finanzierungsmöglichkeiten über Public-Private-Partnership-Projekte (PPP) stärker genutzt werden.

Das Deutschlandticket bietet die Möglichkeit, umfassende Initiativen im Bereich der Schülermobilität in neuem Licht zu sehen. Wir bekräftigen deshalb unser Vorhaben: Alle Schülerinnen und Schüler in Thüringen sollen bis zum Abitur oder Abschluss der Berufsausbildung mit ihrem Schülerausweis Bus und Bahn entgeltfrei nutzen können, unabhängig davon, wie lang der Schulweg ist.

Mit etwa 10% aller Schülerinnen und Schüler sind Freie Schulen ein wichtiger Akteur in der Thüringer Bildungslandschaft. Sie bereichern das System, sind oftmals Vorreiter und zeigen, wie moderne Schule funktionieren kann, weil sie bereits die Eigenverantwortung genießen, die wir Freie Demokraten uns für alle Schulen wünschen. Auf der anderen Seite müssen die Freien Schulträger immer wieder mit dem Freistaat darüber diskutieren, wie viel Geld ihnen für ihre Arbeit im Bildungssystem zusteht. Wir wollen die Finanzierung dieser Schulen endlich auf Basis einer Vollkostenanalyse auf langfristig sichere Füße stellen, und Verwaltungs- und Investitionskosten (sogenanntes „Overhead“) in der staatlichen Finanzhilfe berücksichtigen.

Die gemeinsame Beschulung von Schülern mit und ohne Behinderung stellt Schulen vor große Herausforderungen. Bei aller Begeisterung für den gemeinsamen Unterricht sehen wir realistisch, dass dieser nicht für alle Kinder vollumfänglich geeignet ist. Deswegen braucht es auch in Zukunft Förderzentren, die gerade für die Bedarfe dieser Kinder ausgerichtet sind. Sie arbeiten bedarfsorientiert mit Schülerinnen und Schülern, die besondere Fürsorge benötigen und müssen deshalb erhalten bleiben. Lehrkräfte und Sonderpädagogen an diesen Schulen leisten einen unschätzbaren Beitrag zum Gelingen der Bildungsgerechtigkeit.  Ihre Rolle in einem inklusiven Schulsystem muss neu evaluiert und entsprechend rechtlich verbrieft werden. Wir wollen allgemeinbildende Schulen, die besonders gute Bedingungen für inklusive Beschulung bieten durch ein Zertifikat ausweisen. So schaffen wir Transparenz, damit Eltern und ihre Kinder, die mit einer Behinderung leben müssen, besser entscheiden können, welche Schule die richtige ist.

Für Flüchtlinge und alle Menschen mit sprachlichem Förderbedarf müssen zusätzliche Angebote zur Sprachförderung geschaffen werden. Ohne zusätzliche und vorbereitende Sprachkurse ist der Unterricht für diese Schüler in den normalen Klassen weder gerecht noch zielführend. Erste Aufgabe und Voraussetzung muss das Erlernen der deutschen Sprache sein.

Durch das Startchancenprogramm des Bundes werden auch in Thüringen künftig Schulen in besonders herausfordernden sozialen Lagen verstärkt gefördert. Wir wollen die Synergien aus dem Programm nutzen, um den Bildungsaufstieg durch die Thüringer Schulen zu verbessern.

Auch Leistungsträger benötigen besondere Förderung. Wir unterstützen die Erhaltung und den Ausbau der Schullandschaft mit speziellen Profilen in Thüringen, um Schülern mit besonderen Fähigkeiten die Möglichkeit zu geben, diese konzentriert zu entwickeln und sich mit den besten zu messen. Dazu zählen auch international ausgerichtete Schulkonzepte, z.B. Europaschulen. Wir wollen die Benachteiligung junger Menschen mit Hörschädigung beenden und die Kenntnis der Deutschen Gebärdensprache mit der Kenntnis einer zweiten Fremdsprache gleichstellen. Das ermöglicht Schülerinnen und Schülern mit Hörschädigung, denen das Erlernen einer weiteren Fremdsprache schon allein aufgrund der Hörschädigung schwerfällt, bei darüber hinaus ausreichender Leistung zur Oberstufe zugelassen zu werden. Damit Einheitlichkeit sichergestellt ist, setzen wir uns für eine bundesweite Anerkennung dieser Gleichstellung ein.

Soziales Lernen, Integration und Inklusion gelingen am besten in der Gemeinschaft. Deswegen wollen wir die Rahmenbedingungen für gemeinsame Freizeit im Rahmen von Hort- oder Ganztagsangeboten in Kooperation mit Vereinen und Akteuren vor Ort schaffen.

Unterricht für die Zukunft muss vor allem stattfinden

Schülerinnen und Schüler müssen im Rahmen der Schulbildung Grundwissen über demokratische Prozesse, Medienkompetenz und gesellschaftliche Grundwerte erlangen. Die Erscheinungsformen von moderner rechter, linker, islamistischer und antisemitischer Radikalisierung müssen eine stärkere Rolle in der Schulbildung einnehmen. Wir befürworten eine bessere Kooperation zwischen Kultureinrichtungen und Bildungsinstitutionen im Rahmen der kulturellen Bildung und Demokratiebildung.

Wir wollen den wirtschaftlichen Sachverstand von Schülerinnen und Schülern stärken. Dazu zählt auf der einen Seite ein Verständnis für wirtschaftliche und rechtliche Zusammenhänge und die soziale Marktwirtschaft, auf der anderen Seite alltägliches Wissen über betriebliche Abläufe und Fragen der persönlichen Finanz- und Lebensplanung. Auch hierfür kann neben schulischem Unterricht die Kooperation mit der Wirtschaft der Region einen Beitrag leisten.

Die Naturwissenschaften sind ein schnell wachsender und sich verändernder Bereich. Sowohl wegen der finanziellen Hürden als auch wegen des rasanten Wissenszuwachs kann sich die Schule hier schlecht auf klassischem Wege an Innovationen anpassen. Deswegen ist die unkomplizierte Einbindung außerschulischer Akteure (z.B. als Projektbeschäftigte über das neue Schulbudget) nötig, um den Schülern einen Einblick in die Vielfalt der aktuellen Forschungs- und Arbeitslandschaft zu geben.

Gerade in Zeiten des Lehrermangels müssen wir den Schulen vor Ort Möglichkeiten eröffnen, eine optimale Unterrichtsabdeckung zu erreichen. Wir wollen deshalb den Anteil an flexiblen Stunden in der Stundentafel erhöhen. So kann jede Schule den Bedarfen vor Ort gerecht werden und die Herausbildung des eigenen Schulprofils vorantreiben. Dieser Handlungsspielraum soll der individuellen Förderung der Chancen jeder Schülerin und jedes Schülers dienen.

Schüler von heute sind Fachkräfte von morgen! Thüringer Schüler verlassen nach dem Schulabschluss nicht selten unser Bundesland zur Ausbildung, weil ihnen der Überblick über die beruflichen Perspektiven in Thüringen fehlt. Eine Vernetzung von Schule und Wirtschaft kann die Regionen und hier insbesondere das Handwerk stärken und junge Menschen binden. Nur durch ein frühes Heranführen an praktische Arbeit können wir an den Schulen Interesse an Ausbildungsberufen wecken. Deswegen unterstützen wir Initiativen wie den Tag in der Praxis (TIP) und wollen diese bürokratiearm und flächendeckend in Thüringen ausrollen. Außerdem müssen die Inhalte der Facharbeiter- und Gesellenausbildung in Handwerk und Industrie stärker in den Unterricht der allgemeinbildenden Schulen und vor allem der Regelschulen eingebunden, die Vernetzung zwischen Schule und Wirtschaft verbessert werden.

Schulen für die digitale Zukunft bereit machen!

Digitalisierung ist kein Selbstzweck.  Vielmehr sollen durch digitale Werkzeuge Prozesse in der Schule vereinfacht werden. In der Digitalisierung liegt das Potenzial neue Wege für spannenden Unterricht und anschaulicher Erklärung über virtuelle Welten zu finden. Digitalisierung kann aber die Grundfertigkeiten nicht ersetzen. Auch in einer digitalen Welt müssen Schüler analoge Grundfertigkeiten erlernen: lesen und schreiben, händisches rechnen, zeichnen und konstruieren. Auch Selbstorganisation und das korrekte Führen des Hausaufgabenheftes darf keiner falsch verstandenen Modernisierung zum Opfer fallen. Schüler müssen in der Festigung ihrer eigenen Persönlichkeit unterstützt werden und einen resilienten Umgang mit den Gefahren der digitalen Welt lernen.

Wir wollen, dass jede Schule in Thüringen einen leistungsstarken Internetanschluss bekommt. Dafür ist sowohl die Anbindung ans Netz als auch die dauerhafte Finanzierung eines starken Anschlusses gezielt zu fördern. Auch in den Gebäuden muss eine zuverlässige LAN und WLAN-Abdeckung sichergestellt werden, damit Unterricht unter Einbindung digitaler Endgeräte überhaupt ermöglicht wird. Die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen für die Ausstattung der Schulen muss im Rahmen eines Digitalpaktes 2.0 planvoll weitergeführt werden. Dabei müssen die Grundlagen erstellt werden, dass die Infrastruktur nachhaltig durch die Schulträger erhalten werden kann.

Die Schulträger müssen in die Lage versetzt werden, eine tragfähige digitale Schulinfrastruktur aufzubauen und zu betreuen.  Auch wenn jeder Schulträger am Ende selbst entscheiden sollte, wie die digitale Infrastruktur in den jeweiligen Schulen aufgebaut und miteinander vernetzt sein soll, muss es auf Landesebene einheitliche Standards und Rahmenvorgaben für die Medienkonzepte geben. Schüler, Lehrer und Eltern müssen digital organisierte Prozesse als gewinnbringend kennenlernen – vom digitalen Noten- und Klassenbuch über die Schulcloud und eine Erreichbarkeit über dienstliche E-Mail bis zum digitalen Arbeiten im Unterricht.

Wir Freie Demokraten wollen die umfassende digitale Lernmittelfreiheit auch in Thüringen einführen. Der Zugang zu digitalen Endgeräten zu Bildungszwecken soll jeder Schülerin und jedem Schüler eröffnet werden. Wir wollen die Ausstattung mit digitalen Endgeräten ähnlich der Schulbuchverwaltung über eine systemvielfältige Kataloglösung umsetzen. Wir Freien Demokraten bekennen uns zur Hardware-Systemvielfalt, zur Nutzung eigener Geräte in Verantwortung der Lehrkraft und sind für die Nutzung von OpenSource-Systemen offen.

Die Angebote der Thüringer Schulcloud haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie verbessert, bleiben aber hinter den Anforderungen an eine zentrale digitale Lern- und Bildungsplattform zurück. Angebote zur Unterrichtsgestaltung (z.B. Aufgabenpools und Lernvideos) müssen deutlich ausgebaut werden. Wir fordern die Einrichtung eines umfassenden digitalen schulischen Leistungsprofils, in dem Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen und erworbenen Fähigkeiten zu jeder Zeit einsehen können. Es müssen Schnittstellen zu den digitalen Plattformen der Schulverwaltung geschaffen werden. Lehrkräfte müssen über die Thüringer Schulcloud die Möglichkeit haben, Erfahrungen und Unterrichtsmaterialien auszutauschen.

Bereits jetzt ist die Anwendung von Systemen mit künstlicher Intelligenz integraler Bestandteil der Lebens- und Arbeitswelt. Schülerinnen und Schüler müssen den Umgang mit dieser neuen Technologie deshalb auch im Unterricht lernen. Anstatt Diskussionen über Verbote zu führen, müssen die Lehrkräfte bei der Implementation von KI in den Unterrichtsalltag unterstützt werden. Ein datenschutzrechtlich unbedenkliches generatives KI-Modell soll deshalb über landeseigene Server zu Lehrzwecken angeboten werden. Wir wollen über ein Modellprojekt “KI-Tutoring” die Einsatzmöglichkeit von Künstlicher Intelligenz als Lernbegleiter testen und den KI-Einsatz für Lernstandserhebungen in Thüringen erproben.

Die Nutzung hybrider Unterrichtsmethoden kann die Angebotsvielfalt an allgemeinbildenden Schulen erweitern, wenn diese in Maßen und pädagogisch abgesichert angewandt werden. Wir wollen die Durchführung von Fernunterricht für Schülerinnen und Schüler höherer Klassenstufen und in den Berufsschulen ermöglichen und gemeinsam mit den Schulen erproben. Digitale Unterrichts- und Lernformate helfen auch dabei, den Lehrermangel zu begegnen. Schule muss stattfinden. Dafür müssen auch innovative Wege gegangen werden.

Durch die Reform der Schulordnung wurde das Fach Medienbildung und Informatik an den weiterführenden Schulen als vollwertiges Schulfach eingeführt, ohne aber personell und methodisch untersetzt zu werden. Wir wollen deshalb in Thüringen sog. Digitalpädagogen ausbilden und einstellen, die an der Schnittstelle zwischen digitaler Medienbildung und Nutzung von Technik in der Schule sowohl Schülern als auch dem Kollegium digitales Wissen vermitteln.

Mehr Leistung: für eine neue Prüfungskultur

Schule soll Kompetenzen und Leistungen der Schüler stärken. Deshalb bekennen wir uns sowohl zur Notengebung als auch zu Prüfungen zum Abschluss einer Schullaufbahn. Wir wissen, dass Leistung und fairer Wettkampf Instrumente der Motivation und nicht der Benachteiligung sind. Gleichzeitig wollen wir mehr Möglichkeiten für kompetenzbasierte Leistungserfassungsmodelle eröffnen, die parallel zum bestehenden Notensystem etabliert werden sollen.

Die Freien Demokraten werden die BLF reformieren und zu einer echten Prüfung inklusive Prüfungszeit und -vorbereitung umgestalten. Im Abschlusszeugnis muss sichergestellt werden, dass die BLF deutschlandweit als Mittlerer Abschluss anerkannt wird.

Im Rahmen eines datenbasierten Bildungsmonitorings sind regelmäßige Lernstandserhebungen zentrales Element zur Überprüfung des Bildungserfolgs. Damit keine Doppelbelastung für Lehrkräfte zu den Schulprüfungen entsteht wollen wir die Thüringer Kompetenztests auf Basis der Einschätzungen durch die Lehrkräfte weiterentwickeln, inhaltlich straffen und konsequent digitalisieren. Die Erfahrungen aus den extern ausgewerteten Erhebungen sollen auch in die Weiterentwicklung des Thüringer Prüfungswesens einfließen.

Die Idee, durch eine Abschaffung der Versetzungsentscheidung in der 5. und 7. Klasse jahrgangsübergreifenden Unterricht zu ermöglichen hat sich in der Praxis nicht bewährt. Schülerinnen und Schüler, deren Versetzung in der 5. Klasse gefährdet ist, können durch Aufrücken in die 6. Klasse nicht die nötige Förderung erhalten. Wir wollen dieses “Automatische Aufrücken” deshalb abschaffen und wieder in jedem Jahr die Chance zur Wiederholung geben.

Lehrkräfte: Aus- und Weiterbildung

In der derzeitigen Hochschulrahmenvereinbarung ist der Umgang mit dem Lehrermangel nicht ausreichend abgebildet. Wir Freien Demokraten wollen gegenüber den Hochschulen selbstbewusster auftreten und klare Rahmenbedingungen für die Ausbildung von Lehrkräften an den Universitäten einfordern. Ziel muss es sein, die Studienabbruchsquote vor dem Studienabschluss und dem Referendariat zu minimieren.

Neben dem Seiteneinstieg begrüßen wir Freie Demokraten die Möglichkeit, Studium und Vorbereitungsdienst im Zuge eines dualen Studiums parallel abzulegen und so früh Einblick in die schulische Praxis zu erhalten. Darüber hinaus wollen wir ein berufsbegleitendes Studium für Personen anbieten, die aus dem nicht-schulischen Bereich “umsatteln” und sich entsprechend pädagogisch qualifizieren wollen. Generell streben wir eine engere Verzahnung von Studium und Vorbereitungsdienst an, um die gesamte Ausbildungsdauer zu verringern und damit einen schnelleren Berufseinstieg für angehende Lehrkräfte zu ermöglichen.

Lebenslanges Lernen muss auch für Lehrkräfte gelten. Deswegen muss die Lehrerfort- und Weiterbildung ausgebaut und verbessert werden. Wir wollen die Aufgaben des ThILLM (Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien) im Bereich der Lehrerfortbildung neu ordnen, Fortbildungsinhalte evaluieren und modernisieren. Darüber hinaus sollen auch Angebote anderer Anbieter unkomplizierter als Lehrerfort- und
-weiterbildung anerkannt werden. Hier denken wir etwa an Seminare im Bereich Führung und Organisation insbesondere für Schulleitungen.

Wir wollen das Budget für schulinterne Fortbildungen erhöhen, und so Schulen die Möglichkeit geben, mehr Fortbildungen, Schulentwicklungsberatung und Teambildungsmaßnahmen umzusetzen. In einer Zeit, in der Schule sich ändern muss, müssen vor Ort auch die Ressourcen gegeben sein, sich der Veränderung zu widmen.

An Schulen, in denen Praxisorientierung gelebt werden soll kann dies nicht nur Schülerinnen und Schüler betreffen. Wir wollen deshalb Angebote schaffen, die Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen Einblicke in betriebliche Vorgänge der freien Wirtschaft geben. Betriebspraktika und Ferien-Hospitationen in Unternehmen oder Organisationen sollen für Lehrkräfte als Fortbildungsmaßnahmen anerkannt werden. So kann das Verständnis für Abläufe in Wirtschaft, Handwerk und Industrie verbessert werden.

Schule als Arbeitsort

In Zeiten des Personalmangels entscheiden manchmal wenige Tage darüber, ob eine neue Lehrkraft an einer Thüringer Schule eingestellt wird oder in einem anderen Bundesland anfängt. Die Verwaltungsabläufe für Einstellungen müssen mindestens auf die durchschnittliche Geschwindigkeit unserer unmittelbaren Nachbarbundesländer beschleunigt werden. Vertretungsstellen (z.B. aufgrund schwangerschaftsbedingter Arbeitsverbote) sollen künftig sofort ausgeschrieben und noch im laufenden Halbjahr unabhängig von freien Planstellen besetzt werden. Motiviertes Personal darf nicht durch hohe Gebühren abgehalten werden. Wir fordern eine Abschaffung der Verwaltungsgebühren für die Anerkennung von Zeugnissen und Zertifikaten, insbesondere bei Seiteneinsteigern und ausländischen Lehrkräften, und die Abschaffung der Gebühren für die Laufbahnprüfung.

Wir wollen es kompetenten Seiteneinsteigern und qualifizierten Menschen aus anderen Ländern einfacher machen, im Thüringer Schuldienst anzukommen.  Dafür braucht es mehr Geschwindigkeit bei der Anerkennung von Abschlüssen. Personal des Freistaats aus anderen Bildungsbereichen (z.B. der Hochschule oder der Erwachsenenbildung), das an Schulen tätig werden möchte, wollen wir eine unkomplizierte Anstellung bzw. entsprechende Laufbahnwechsel ermöglichen.

Der Seiteneinstieg hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem zusätzlichen Pfad in die Lehrertätigkeit entwickelt. Ziel muss es sein, Personen ohne schulische Erfahrung, aber mit Motivation für diese Tätigkeit zu gewinnen, zu halten und Perspektiven hin zu einer vollständigen Lehrbefähigung aufzuzeigen. Wir wollen einen stufenweisen Einstieg in den Schuldienst etablieren, sodass Seiteneinsteiger je nach ihrer pädagogischen Erfahrung an unterschiedlicher Stelle in die Arbeit an der Schule einsteigen können. Übergänge in den langfristigen Schuldienst müssen transparenten Verfahren folgen. Langfristig wollen wir die Qualifikation zum Seiteneinstieg in den Vorbereitungsdienst integrieren.

In einem modernen Bildungssystem muss der Beamtenstatus nicht der einzige Anreiz für eine Lehrtätigkeit sein. Lehrer und Seiteneinsteiger müssen frei wählen können: Verbeamtung beim Freistaat oder angestellte Beschäftigung mit entsprechender Wahlfreiheit für die Schule. Die Höhe des Gehaltes kann dann mit der Schule verhandelt werden. Das schafft Wettbewerb um die besten Köpfe in den Schulen.

Um die Attraktivität der Leitungstätigkeit an der Schule zu erhöhen, müssen Besetzungsverfahren und Aufgabenbereiche der Schulleitung angepasst werden. Um den Entscheidungsspielraum im Sinne der eigenverantwortlichen Schule zu stärken, sollen die Aufgaben der Schulleitung künftig auf eine pädagogische und eine kaufmännische Leitung verteilt werden. Wir wollen den Einfluss der Schulkonferenz auf die Besetzungsentscheidung dieser Stellen erhöhen und dem Schulamt einräumen, auf die Stellen bezogene Assessmentcenter durchzuführen.

Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen, Unterstützungslehrer, Aufsichtspersonal und Technikexperten können die Pädagogen an den Schulen unterstützen und entlasten. Die Entscheidung, wer diese Unterstützung leisten soll, wollen wir aber den Akteuren vor Ort überlassen.  Unterrichtsmodelle, die eine Form der Zusammenarbeit von mindestens zwei kooperierenden Lehrpersonen, welche beide die gemeinsame Verantwortung für das Unterrichten und die gemeinsame Unterrichtsentwicklung tragen, beinhalten (das sogenannte Teamteaching) und die dabei helfen der Heterogenität in den Klassen und dem Förderanspruch jedes einzelnen Schülers gerecht zu werden, wollen wir erproben und in Berücksichtigung des aktuellen Lehrermangels langfristig flächendeckend etablieren.

Um Leistung zu belohnen wollen wir in Thüringen ein Beförderungssystem für Lehrkräfte auch in der Schule etablieren. Lehrkräfte müssen nach Erfahrung, Qualifikation und Engagement auch ohne besondere Aufgaben in die Entgeltgruppe A14 befördert werden können, um einen Personalpool zur Belegung höherer Stellen zu schaffen.

Mit der Entscheidung, alle Lehrkräfte nach Entgeltgruppe A13 zu besolden, wurde die Bezahlung für Lehrerinnen und Lehrer über alle Schularten angeglichen. Allerdings wird zwischen Gymnasial- und Regelschullehrern noch immer zwischen höherem und gehobenem Dienst unterschieden. Das wollen wir ändern.

Die Arbeit von Lehrkräften besteht nicht nur aus der Präsenzzeit im Unterricht. Neben Vor- und Nachbereitung, Evaluation und Bewertung fallen auch Klassenleitertätigkeit, Klassenfahrten, Aufsichten und bürokratische Aufgaben ins Gewicht. Anhand der Erfahrungen aus dem Hamburger Modell der Zeiterfassung wollen wir Arbeitszeiten differenzierter darstellen und den tatsächlichen Arbeitsumfang der Lehrkräfte besser abbilden. Wir sprechen uns für die Etablierung von Lebensarbeitszeitmodellen für Lehrkräfte aus.

Wir Freien Demokraten wollen insbesondere angesichts des Lehrkräftemangels eine Willkommenskultur für Lehrkräfte schaffen. Neu eingestellte Lehrkräfte sollen gleich zu Beginn alle Informationen über das Thüringer Schulsystem, rechtliche Voraussetzungen, den Thüringer Bildungsplan und ihre entsprechenden Lehrpläne erhalten. Wir wollen den Schulleitungen den Freiraum geben, neue Lehrkräfte erst ein paar Wochen ohne Unterrichtsdeputat in der Schule einzubinden. Sie sollen hospitieren und die Schule kennenlernen. Mentoren im Schulteam sollen sie beim Einstieg unterstützen.

Bildungsreform Bundesweit

Wir Freien Demokraten wollen uns aus Thüringen heraus für eine Reform der Bildungslandschaft im ganzen Bund einsetzen. Dafür muss Art. 91a im Grundgesetz um weitere Kompetenzen auf Bundesebene erweitert werden, etwa um die Festlegung einheitlicher Bildungsstandards, bessere Zusammenarbeit bei der Lehrerfortbildung und gemeinsame Projekte zur Verbesserung der schulischen Ausstattung.

Die derzeitige Kultusministerkonferenz erfüllt ihren Zweck zur Festlegung gemeinsamer Standards nicht vollumfänglich. Die KMK muss durch eine Bildungskonferenz ergänzt werden, der auch Schulakteure, Praktiker und Experten angehören, die gemeinsame Empfehlungen jenseits landespolitischer Kalküle erarbeiten.

Wir wollen die Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse innerhalb Deutschlands sicherstellen. Dafür muss sich Thüringen in der KMK für eine Vergleichbarkeit der Inhalte und Kompetenzvermittlung der entsprechenden Schularten unter den Ländern und eine konsequente Einhaltung und inhaltliche Modernisierung der bereits vorhandenen Regularien wie der EPA oder weiterer KMK-Beschlüsse einsetzen.

Die Einführung einheitlicher Lernziele und Prüfungen muss höchste Priorität haben. Insbesondere die Abiturprüfungen müssen zentral konzipiert und durchgeführt werden, um in einem ersten Schritt Vergleichbarkeit zwischen den Schulsystemen der Bundesländer herzustellen.

Wir Freien Demokraten setzen uns für die Etablierung von bundesweiten Angeboten der 3. Phase der Lehrerbildung ein. Im Rahmen der digitalen Fortbildungsakademie sollen neue Bildungsangebote bereitgestellt und bestehende Angebote der Länder gebündelt und digital abrufbar gemacht werden. Fortbildungsangebote müssen zwischen den Ländern anrechenbar sein. So werden der Austausch zwischen den Lehrkräften und die Veränderungsfähigkeit der Schulen bundesweit angeregt.

Die Schulstatistiken der Länder sind lückenhaft und machen eine wissenschaftliche Evaluation aktueller Herausforderungen im Bildungssystem schwer. Wir fordern deshalb die Einführung einer umfassenden einheitlichen OpenData-Plattform für Schulstatistiken auf KMK-Ebene. Wir wollen die Rahmenbedingungen für die deutschlandweiten Vergleichsarbeiten (VerA) so anpassen, dass für Lehrkräfte bei geringem Aufwand ein möglichst hoher Nutzen für die Unterrichtsentwicklung entsteht.

Berufliche Bildung

Wir Freien Demokraten setzen uns für die Einführung von Berufsschulen als teilrechtsfähige Anstalten mit eigenem Sach- und Personalbudget ein. Die Eigenverantwortliche Berufsschule wollen wir zunächst in einer Modellregion etablieren, in der alle Akteure der Wirtschafts- und Bildungslandschaft für die Weiterentwicklung von Ausstattung, Fächervielfalt und Inhalten an den Schulen mit ins Boot geholt werden.

Die Digitalisierung birgt gerade im Bereich der berufsbildenden Schulen große Potenziale zur Verbesserung der Unterrichtsorganisation. Insbesondere dort, wo zwischen Betrieb und Schule lange Wege liegen, wollen wir Möglichkeiten für digitalen Fernunterricht schaffen. Die Ausstattung der Berufsschulen mit zeitgemäßen Maschinen darf weder träger- noch länderseitig an bürokratischen Vorgaben scheitern.

Fachlehrer aus der beruflichen Praxis ohne Hochschulabschluss vermitteln an den Berufsschulen praktisches und theoretisches Wissen. Sie sind anerkannte Mitglieder des Kollegiums, werden von den Auszubildenden geschätzt und haben dennoch keine Aussicht auf eine Anstellung als vollwertige Lehrkraft. Um ihre Arbeit insbesondere in Zeiten des Personalmangels wertzuschätzen, wollen wir einen berufsbegleitenden Aufstiegsstudiengang für beruflich Qualifizierte etablieren, an dessen Ende eine volle Lehrbefähigung mit entsprechender Bezahlung steht.

In Thüringen gibt es zahlreiche Betriebe und ausgebildete Fachkräfte, die motiviert sind, ihr Wissen auch an den Berufsschulen weiterzugeben, ohne ihre unternehmerische Tätigkeit einschränken oder aufgeben zu müssen. Wir wollen eine unkomplizierte nebenberufliche Tätigkeit an Berufsschulen verstärkt ermöglichen.

Weltbeste Bildung ein Leben lang

Um jedem die Chance zu geben, sein eigenes Leben selbstbestimmt zu gestalten, brauchen wir eine gute Struktur der Erwachsenenbildung. Wir wollen die Träger der Erwachsenenbildung deshalb insbesondere im Bereich der Digitalisierung der Angebote unterstützen. Das Thüringenkolleg als Institution zur Erlangung des Abiturs ist für uns fester Bestandteil der Thüringer Bildungslandschaft und darf nicht durch politische Entscheidungen in Frage gestellt werden.

Wissenschaft, Hochschule und Innovation

Wir Freie Demokraten sehen die Eigenverantwortung der Hochschulen im Freistaat als notwendige Bedingung für eine offene, leistungsfähige und zukunftssichere Hochschullandschaft.

Die Beibehaltung der grundlegenden Führungsstruktur der Hochschulen von operativem Senat und beratendem Hochschulrat wollen wir beibehalten. Jedoch lehnen wir überbordende staatliche Kontrolle der Hochschulen ab und sprechen uns daher für die Abschaffung der vorgesehenen Ministerialperson im Hochschulrat aus.

Ebenso gilt es, den Hochschulen vor Ort mehr Kompetenzen zuzugestehen. Die Kostengrenze für kleinere Bauvorhaben, über die Hochschulen eigenständig entscheiden dürfen, muss stark angehoben werden. Die im Thüringer Hochschulgesetz verankerte Zivilklausel gilt es ebenso abzuschaffen – diese Entscheidung muss den jeweiligen Hochschulen selbst zustehen.

Ausgezeichnete Forschung steht und fällt mit den Forschern an sich. Um unseren Wissenschaftlern die besten Arbeitsbedingungen zu ermöglichen und die besten Wissenschaftler der Welt nach Thüringen zu locken, sind jedoch grundlegende Reformen notwendig.

Wir fordern ein Finanzierungsprogramm für universitäre Forschung in den neuen Bundesländern, für das sich die Thüringer Landesregierung im Bundesrat offensiv einsetzen muss. Eine starke Forschungslandschaft führt mittelbar zu einer starken Industrie und ist so ein elementarer Pfeiler der Entwicklungspolitik in den neuen Bundesländern.

Die Besoldung von (Junior-)Professoren muss dem internationalen Wettbewerb angepasst werden. Wir wollen daher für Professuren nur noch W3-Stellen vorsehen.

Um die prekäre Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses zu verbessern, muss die 12-Jahres-Regel im Wissenschaftszeitvertragsgesetz abgeschafft oder zumindest grundlegend reformiert werden. Der akademische Mittelbau zwischen Promotion und Professur ist besonders stark von Unsicherheit betroffen. Wir wollen deutlich mehr PostDoc-Positionen schaffen. Ziel muss sein, den wissenschaftlichen Mitarbeitern mehr Planungssicherheit zu geben. Die besonderen Bedürfnisse der wissenschaftlichen Mitarbeiter in Bezug auf beispielsweise Arbeitszeitregelungen müssen stärker berücksichtigt werden.

Um steigende Personalkosten abzufedern, ist ein deutlicher Ausbau der Grundfinanzierung der Hochschulen nötig, gegebenenfalls gegenfinanziert durch einen Abbau der projektbezogenen Förderung durch den Freistaat. Die Antragstellung auf projektbezogene Förderung über Mittel des Freistaats muss deutlich vereinfacht und entbürokratisiert werden.

Wissenschaft ist nicht nur Selbstzweck, denn eine starke Wissenschaft kommt uns allen im Freistaat zugute. Um unsere Thüringer Forschungsergebnisse auch in die Breite zu tragen, wollen wir Freie Demokraten den Wissenschaftstransfer zwischen den Hochschulen und Thüringer Unternehmen stärken.

Dazu wollen wir die Verbindungen der Thüringer Hochschulen mit der lokalen Wirtschaft ausbauen. Dies ist z.B. über Stiftungslehrstühle, Sponsoring, Stipendien oder Drittmittelprojekte möglich. Es gilt, in diesen Bereichen die Rahmenbedingungen zu verbessern und hinderliche Bürokratie abzubauen. Ebenso muss jede der Thüringer Hochschulen angehalten sein, sich selbst eine Transferstrategie zu geben.

Um akademische Ausgründungen oder Spin-Offs zu unterstützen und attraktiver zu machen, wollen wir die Rahmenbedingungen für Mitarbeiterbeteiligungen an solchen Ausgründungen erleichtern. Auch muss es Hochschulen möglich gemacht werden, sich über einen hochschulgebundenen Investitionsfonds an hochschuleigenen Ausgründungen (Spin-Offs) zu beteiligen.

Der aktuelle Trend sinkender Studierendenzahlen stellt ein Risiko für die vielfältige Thüringer Hochschullandschaft dar. Um unsere breite Hochschullandschaft zu wahren, ist daher eine offensivere Studentenwerbung notwendig. Hierfür wollen wir einerseits die Werbung an und Kooperationen mit Thüringer Schulen ausweiten, andererseits auch verstärkt auf Werbung für Thüringer Hochschulen in benachbarten Bundesländern setzen, denn den jungen Menschen dort sind oftmals die vielfältigen Optionen und Vorteile eines Studiums in Thüringen nicht bekannt.

Wir Freie Demokraten wollen neue Grundlagen für die Zusammenarbeit zwischen Freistaat und Hochschulen im Bereich der Lehrerbildung schaffen. Wenn der Freistaat die Ausbildung von Lehrkräften in Auftrag gibt, muss die Mitsprache bei den Anforderungen höher gewertet werden. Für uns Freie Demokraten sind angehende Lehrerinnen und Lehrer kein Füllmaterial für die Hörsäle. Wir wollen, dass das Lehramtsstudium auf die Herausforderungen an der Schule vorbereitet und genauso einen Einblick in aktuelle Forschung gibt.

Wir Freien Demokraten wollen die Hochschulen stärker im Bereich des lebenslangen Lernens einbinden und auf Weiterbildungs- und berufsbegleitenden Studiengänge setzen.

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